Die Wechseljahre
verstehen!
Dr. Lisa Sophie Kramer, Initiatorin, Gynäkologin und Menopausenspezialistin, erklärt, was die Menopause ist, die Phasen des Menopause-Übergangs,
was in jeder Phase zu erwarten ist (einschließlich des Beginns, der Dauer und der Symptome) und die Behandlungsmöglichkeiten.
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Der Zyklus
Um die körperlichen Veränderungen in den Wechseljahren zu verstehen, ist es hilfreich zu wissen, wie der Zyklus in den fruchtbaren Jahren funktioniert.
Der Zyklus einer geschlechtsreifen Frau beginnt mit dem 1. Tag der Menstruationsblutung (Zyklustag 1) und dauert in der Regel 28 Tage. In der ersten Zyklusphase, der Follikelphase, findet die Reifung der Eizelle statt und es kommt zur Östrogenproduktion. Der Eisprung beendet die Follikelphase und lässt die zweite Zyklusphase, die sogenannte Gelbkörper- oder Lutealphase, beginnen. In der Lutealphase kommt es dann zu einer vermehrten Progesteronabgabe aus dem Eierstock. Der Zyklus unterliegt der Steuerung durch Hormone- neben Östrogen und Progesteron, die im Eierstock produziert werden, sind das auch Hormone (v.a. LH und FSH), die vom Zwischenhirn und der Hirnanhangsdrüse über eine Rückkopplung ausgeschüttet werden um einen Eisprung auszulösen und die Hormonspiegel aufrecht zu erhalten. Mehr...
Was ist die Menopause?
Die Menopause ist der Zeitpunkt der letzten Menstruationsblutung im Leben einer Frau, die durch den Eierstock gesteuert wurde. Im Mittel findet diese in Deutschland mit 51 Jahren statt. Der Zeitpunkt kann erst rückblickend festgestellt werden, wenn eine Frau über 40 Jahren seit 12 Monaten keine Blutungen mehr hatte. Hierbei ist wichtig, dass keine operative Maßnahme im Sinne einer Entfernung von Gebärmutter oder Eierstöcken stattgefunden hat und auch keine Anwendung von Hormonprodukten wie der „Pille“ oder einer hormonhaltigen Spirale erfolgt. Der Zeitraum vor der Menopause bis zu 12 Monate nach der Menopause wird Perimenopause genannt und oft auch als Wechseljahre bezeichnet.
Das Wort 'Menopause' bedeutet wörtlich das 'Ende der monatlichen Zyklen' (das Ende der monatlichen Perioden oder Menstruation), abgeleitet von dem griechischen Wort pausis ('Pause') und mēn ('Monat').
Die verschiedenen Phasen der Wechseljahre
Was sind die Wechseljahre?
Der Zeitraum vor der letzten Menstruationsblutung bis 1 Jahr nach der Menopause wird als Wechseljahre- oder auch Perimenopause- bezeichnet und kann mehrere Jahre andauern. In der frühen Perimenopause beginnt die Hormonproduktion aufgrund der abnehmenden Eizellreserve und abnehmender Eizellfunktion zu schwanken– es kann Phasen mit extrem hohen Hormonspiegeln geben und dann wieder sind Östrogen und Progesteron stark erniedrigt. Dieses massive Auf und Ab der Hormone kann zu einer starken körperlichen Beeinträchtigung führen. Als erstes Symptom in der frühen Perimenopause zeigen sich oft verkürzte Zyklen, teilweise auch mit verstärkten und verlängerten Blutungen. Die Perimenopause kann sich jedoch auch durch Schlafstörungen, Herzstolpern, Schwindel, Gelenkschmerzen, depressive Veränderungen, Angstzustände, Stimmungsschwankungen, Brainfog (Hirnnebel) und andere Beschwerden äußern. Inzwischen sind über 30 verschiedene Symptome bekannt, die mit der Perimenopause in Zusammenhang gebracht werden.
Die verschiedenen Phasen der Wechseljahre
In Bezug auf die Wechseljahre und die Menopause werden 3 Phasen beschrieben:
Perimenopause
Der Zeitraum vor der letzten Menstruationsblutung bis 1 Jahr nach der Menopause.
Menopause
Die Menopause ist der Zeitpunkt der letzten Menstruationsblutung im Leben einer Frau, die durch den Eierstock gesteuert wurde. Im Mittel findet diese in Deutschland mit 51 Jahren statt. Der Zeitpunkt kann erst rückblickend festgestellt werden, wenn eine Frau über 40 Jahren seit 12 Monaten keine Blutungen mehr hatte.
Postmenopause
1 Jahr nach der Menopause beginnt die Postmenopause, der letzte Abschnitt des Klimakteriums. Die Hormonproduktion in den Eierstöcken von Östrogen und Progesteron ist komplett versiegt. Als Leitsymptome dominieren zu Beginn der Postmenopause Hitzewallungen und Nachtschweiß und trockene Schleimhäute, im Verlauf ist sie von Osteoporose und der vaginalen Atrophie (s.u.) gekennzeichnet.
Etwa 5 % der Frauen erleben eine frühzeitige Menopause zwischen dem 40. und 45. Lebensjahr, 1% erleben die Menopause vor dem 40. Lebensjahr (siehe vorzeitige Menopause, POI).
Was bedeuten die Begriffe 'chirurgische' und 'medizinische' Menopause?
Einige Frauen erleben die Menopause aus anderen Gründen als durch natürliche hormonelle Veränderungen. Die beiden häufigsten Formen sind die chirurgische und die medizinische Menopause
Chirurgische Menopause
Diese tritt ein, wenn die Eierstöcke einer Frau im Rahmen einer Operation entfernt werden. Die Hormonspiegel sinken abrupt, eine körpereigene Hormonproduktion durch die Eierstöcke kann nicht mehr stattfinden und es kann zeitnah zu Symptomen des Östrogenmangels kommen.
Medizinische Menopause
Diese tritt ein, wenn die Eierstöcke einer Frau aufgrund von Chemotherapie, anderen Medikamenten oder einer Bestrahlung im Rahmen einer Krebstherapie in ihrer Funktion eingeschränkt sind.
Was ist vorzeitige Menopause oder vorzeitige Ovarialinsuffizienz (POI)?
Die vorzeitige Menopause oder vorzeitige Ovarialinsuffizienz (POI) tritt auf, wenn eine Frau die Menopause vor dem 40. Lebensjahr erlebt. Dies betrifft 1 % der Frauen.
Eine vorzeitige Menopause kann unterschiedliche spontane (genetisch, autoimmun, viral etc.) oder durch medizinische Behandlung (Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie) verursachte Gründe haben.
Wenn Sie befürchten, dass Sie vor dem 40. Lebensjahr in die Menopause gekommen sind, ist es sehr wichtig, sich ärztlich vorzustellen. In ihrer Frauenarztpraxis können nach einem Gespräch bei Verdacht auf eine vorzeitige Menopause Laboruntersuchungen durchgeführt werden und im Falle einer Bestätigung der Verdachtsdiagnose eine medikamentöse Behandlung und Anbindung eingeleitet werden.
Es ist entscheidend, dass Sie die richtige Beratung zur Hormonersatztherapie (HRT) erhalten, um das Östrogen zu ersetzen, das Ihr Körper nicht mehr produziert. Dies ist nicht nur zur Symptomlinderung notwendig, sondern trägt auch wesentlich dazu bei, langfristige Gesundheitsrisiken (Herz- Kreislaufsystem, Knochengesundheit) zu verhindern.
Die frühzeitige Menopause tritt im Alter zwischen 40 und 45 Jahren auf und betrifft schätzungsweise 5 % der Frauen.
Wie lange dauert die Menopause?
Die Dauer der Menopause ist bei jeder Frau unterschiedlich. Studien haben ergeben die Dauer der Symptome von Frau zu Frau unterschiedlich sein kann. Sie beträgt im Durchschnitt bezogen auf Hitzewallungen 7 Jahre und ist von verschiedenen Einflussfaktoren abhängig, unter anderem auch vom Zeitpunkt des ersten Auftretens. Aber auch andere Faktoren, wie der Zeitpunkt der ersten Hitzewallungen, kulturelle und ethnische Faktoren sowie das familiäre und soziale Netzwerk und vieles andere spielen eine Rolle. Zudem sind Risikofaktoren für Hitzewallungen bekannt: dies sind Übergewicht, Nikotinabusus sowie psychische Vorerkrankungen und Stress.
Was ist, wenn ich aufgrund von Verhütungsmitteln keine regelmäßigen Perioden habe?
Wenn Sie aufgrund der Einnahme von Hormonen (wie einer hormonhaltigen Spirale oder hormonhaltige Tabletten) keine Periode haben, kann es manchmal schwieriger sein, festzustellen, ob oder in welcher Phase der der Menopause Sie sich befinden. Sollte sie eine hormonhaltige Spirale haben kann eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke hierbei unter Umständen weiterhelfen. Sollten sie Tabletten zur Verhütung einnehmen, sind die Eierstöcke meist ausgebremst und weder der Ultraschall noch eine Blutuntersuchung helfen hierbei weiter.
Was ist, wenn ich eine Hysterektomie hatte?
Viele Frauen fragen sich, ob sie durch eine Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) automatisch in die Menopause kommen. Wenn Sie eine Hysterektomie hatten – das heißt, wenn Ihre Gebärmutter entfernt wurde, aber Ihre Eierstöcke noch vorhanden sind – wird Ihre Periode aufhören, da das Menstruationsblut aus der Gebärmutter stammt. Ihre Eierstöcke werden jedoch in den meisten Fällen weiterhin wie gewohnt Hormone produzieren, solange noch Eizellen vorhanden sind. Sie werden nicht wissen, wann Ihre letzte Periode gewesen wäre – aber das ist für die Behandlungsoptionen unerheblich. Am wichtigsten sind Ihre Symptome und wie Sie sich fühlen.
Studien haben gezeigt, dass Frauen, die vor der Menopause eine Hysterektomie hatten, die Menopause früher erleben als Frauen, die keine Hysterektomie hatten.
Wie beeinflusst die Menopause die Fruchtbarkeit?
Die Fruchtbarkeit einer Frau nimmt insbesondere nach dem 35. Lebensjahr deutlich ab und mit sinkender Eizellreserve in der Perimenopause verstärkt sich dies weiter. Allerdings bedeutet dies nicht, dass sie sich in der Perimenopause keine Gedanken mehr über die Verhütung machen müssen. Durch die hormonellen Veränderungen in der Perimenopause kann es manchmal zu Eisprüngen zu untypischen Zeitpunkten im Zyklus kommen, sodass Frauen in der Perimenopause anders als zuvor fruchtbar sein können. Das macht nur noch deutlicher, dass es notwendig ist während der Wechseljahre über eine adäquate Verhütung zu sprechen.
Es gibt verschiedene Methoden um eine Schwangerschaft in der Perimenopause zu verhüten: hormonelle Methoden (in Tablettenform oder als hormonhaltige Spirale), eine hormonefreie Spirale, die Verwendung von Kondomen- und natürlich ist auch durch eine Vasektomie des Sexualpartners (Durchtrennung beider Samenleiter) eine mögliche Variante.
Wenn ihre Menopause vor dem 50. Geburtstag eingesetzt hat empfiehlt es sich noch 2 Jahre zu verhüten, bei einem Menopauseneintritt über 50 Jahre genügt eine Verhütung über ein weiteres Jahr.
Ist ein Bluttest sinnvoll?
Die Hormone (Botenstoffe) FSH und Östrogen können im Blut gemessen werden. Überschreiten diese Hormone bestimmte Grenzwerte kann dies hilfreich sein, um festzustellen, ob Ihre Perioden aufgrund der Menopause aufgehört haben. Diese Empfehlung gilt allerdings nur, wenn der Verdacht besteht, dass sie eine vorzeitige Menopause unter 40 Jahre haben.
Wir wissen, dass die Hormonspiegel im Rahmen der Perimenopause täglich schwanken können. Daher sind Laboruntersuchungen nicht sehr zuverlässig, um herauszufinden, ob Ihre Menstruation bald aufhören wird. Ebenso wird es Ihnen keine nützlichen Informationen darüber geben, wie lange die Symptome andauern oder wie schwerwiegend sie sein werden. In der Medizin sagt man auch: die Information, die wir aus den Laborwerten filtern können, hat für die behandelnden Ärzte meistens keine therapeutische Konsequenz: viel wichtiger als die Laborergebnisse sind eine gute, klinische Anamnese mit Auflistung ihrer Symptome und die Information, welche Symptome ihnen die größten Beschwerden bereiten. Dann kann man nach Berücksichtigung ihrer eigenen Risikofaktoren und der Familienanamnese herausfinden, wie ihnen geholfen werden kann.
Aufgeklärt durch die Menopause
Für viele Frauen löst der Eintritt in die Wechseljahr nach wie vor eine grpße Angst aus. Letztlich erleben viele Frauen (ca. 2/3 aller Frauen) in den Wechseljahre entscheidende körperliche Veränderungen, hadern hiermit und sehen ihr Leben hierunter beeinflusst. Dies bedeutet auch, dass viele Frauen ihren normalen Alltag nicht mehr wahrnehmen können- dass sie ihre Arbeit, die ihnen nie Probleme bereitet hat, nicht mehr wie gewohnt ausüben können, dass Geduld in Partnerschaft oder in der Kindererziehung fehlt, dass keine Energie mehr vorhanden ist, um Freundschaften zu pflegen.
Es gibt jedoch Möglichkeiten, belastende Symptome zu lindern- sei es mittels kognitiver Verhaltenstherapie, mittels Hormonersatztherapie, Veränderung des Lebensstils, aber vorallem: mittels Aufklärung und Verständnis darüber, was im Rahmen der Wechseljahre im eigenen Körper vorgeht. Denn dies ist unserer Meinung nach die Grundlage, um die Wechseljahre anders zu betrachten: als Chance, den eigenen Körper besser zu verstehen und durch fundiertes Wissen eigenständig Entscheidungen darüber zu treffen, wie man etwaige Beschwerden angehen kann. Dazu gehört auch, dass man mit den behandelnden GynäkologInnen die eigene Krankengeschichte und Risikofaktoren durch die Familiengeschichte beleuchtet. Aber wenn all diese Informationen zusammentreffen, sollte der Weg zu mehr Lebensqualität geebnet sein.